- 2. Oktober 2016
- Veröffentlicht durch: admin
- Kategorie: Sprachwissenschaft
Haben Sie sich jemals gefragt, woher Elbisch herrührt? Haben Sie über den Runen gebrütet, um das Rätsel des Ringes zu lösen? Wir alle wissen, wie frustrierend es war, nach Untertiteln für die geflüsterten Gespräche zwischen Aragorn und Arwen zu suchen, und wir alle staunten über die lyrische Schönheit der elbischen Sprache, aber es steckt weit mehr dahinter. Im ursprünglichen “Herr der Ringe” wurde eine ganz neue Welt mit eigener Kultur, eigener Geschichte und eigenen Sprachen ins Leben gerufen – die Arbeit eines einzigen sehr begabten Mannes.
Tolkien, Professor für Englisch
John Ronald Reuel Tolkien (1892-1973) war ein Vorreiter beim Schreiben von Fantasygeschichten und durch die außergewöhnlichen, von Peter Jackson geschaffenen Verfilmungen seiner Bücher ist sein Einfluss noch weiter gewachsen. Die Geschichte “Der Hobbit” wurde von Tolkien ursprünglich für seine Kinder entwickelt und eröffnete einer faszinierten Leserschaft aller Altersgruppen eine völlig neue Welt, die mit Elben, Kobolden, Zwergen, Orks, Trollen und natürlich auch Hobbits bevölkert war.
Das Reich, in dem diese Kreaturen zusammen mit den Menschen lebten, hieß Mittelerde, dieser Begriff entstammt der nordischen Mythologie und leitet sich aus dem Wort “Middan-Geard” oder “Midgard” ab. In der angelsächsischen Poesie repräsentierte dieser Begriff die Erde selbst, diese wurde als Schlachtfeld verstanden, auf dem die Kräfte des Guten gegen das Böse kämpfen. Heutzutage ist dieses Wort weitaus bekannter, da nordische Mythen auch in Marvel-Filme, wie Thor, Einzug halten.
Tolkien und Glossopoeia – Griechisch zur Sprachkonstruktion
Tolkien selbst war ein renommierter Philologe und Gelehrter, der sich auf Mittel- und Altenglisch (Angelsächsisch) spezialisiert hatte. Viele Jahre lang war er Professor an der Universität von Oxford, dort bildeten sich gesellige Klubs, in denen das Trinken von Bier und das Rezitieren von angelsächsischer und nordischer Poesie die bevorzugten Aktivitäten waren.
Tolkiens lebenslange Leidenschaft war die Sprache selbst, bereits in der Jugend erfand er seine eigenen Sprachen und Schriften. Aber eine Sprache für sich allein und ohne Menschen, die sie sprechen, ist von geringem Interesse. Menschen brauchen aber auch eine Welt, in der sie leben, und ihre eigene Geschichte. Aus dieser Argumentation war seine Mittelerde geboren.
Tolkien als Übersetzer
Tolkien beherrschte viele alte und moderne Sprachen und war sehr interessiert in Griechisch, Walisisch und dem sprachlich isolierten Finnisch. Diese verwendete Tolkien als Grundlage für seine Erfindungen und er trat als Übersetzer von alten oder obskuren Sprachen für sein fiktives Reich auf. Er war der Meinung, dass die Fantasy-Charaktere nicht vollständig verwirklicht werden können, wenn sie nur Englisch sprechen.
Allein einige der Namen reflektieren Tolkiens professionellen, sprachlichen Hintergrund: Sauron ist offenbar verknüpft mit einem isländischen oder altnordischen Wortstamm mit der Bedeutung “Unreinheit”, “Dreck” oder “Kot” und Sarumans Name kommt von der angelsächsischen Wurzel “searu-” mit der Bedeutung “List” oder “Verrat”.
“Mordor” ist noch einfacher wiederzuerkennen, es leitet sich aus dem altenglischen Wort “Morthor” ab und findet sich auch in dem französischen “Meurtre”, was “Mord” bedeutet.
Tolkiens Sprachen
Tolkien nutzte auch seine fundierten Kenntnisse der germanischen Sprachen, um verschiedene Ableger der gleichen Rasse miteinander zu verknüpfen: Die Rohirrim sprechen beispielsweise einen Dialekt mit altenglischer Ausprägung, während die Menschen von Thal einen Dialekt sprechen, der auf dem sprachlich ähnlichen Altnordisch basiert. Einige Hobbit-Namen, wie Meriadoc (Merry), sind aus dem Walisischen abgeleitet, und die meisten Charaktere sprechen Westron, eine gemeinsame Sprache, die durch modernes Englisch repräsentiert wird.
Es gibt mehrere elbische Dialekte, von denen Quenya und Sindarin am besten entwickelt sind. Zudem wurden andere spezialisierte Sprachen entworfen, wie die Sprache der Zwerge (Khuzdul), Entisch und die von Sauron verwendete Schwarze Sprache.
Tolkiens Welt der Sprache
Tolkien schrieb viele akademische und fiktionale, auf Sprache basierende Werke, der “Herr der Ringe” ist davon lediglich das bekannteste. Tatsächlich entdecken und bearbeiten sein Sohn Christopher und ein Team von Redakteuren noch heute weitere sprachliche Werke von Tolkien.