Wer kennt sie nicht, die Dolmetscher hinter Glasscheiben bei internationalen Institutionen, wie beispielsweise dem europäischen Parlament oder den Vereinten Nationen? Dort sitzt eine ganze Heerschar an Dolmetschern und macht Zuhörern jeglicher Nationen die Redebeiträge der Abgeordneten bei den Parlamentssitzungen oder bei Kongressen verständlich.

Es ist die Spitze der Karriereleiter für einen Dolmetscher, wenn er in internationalen Institutionen angestellt wird. Doch nicht umsonst, denn diese Tätigkeit ist eine sehr anspruchsvolle, da die Übersetzungen simultan erfolgen. Das bedeutet für den Zuhörer eine sehr bequeme, unmittelbare Übersetzung, sodass er nahezu zeitgleich mit dem Redebeitrag seine Übersetzung über Kopfhörer empfangen kann. Die besprochenen Themen bleiben für ihn daher sehr gut verständlich, da er den Redeinhalt aufbereitet bekommt, als wäre er in seiner eigenen Sprache gesprochen worden, quasi auf dem Silbertablett.

Das bedeutet im Gegenzug allerdings für den Dolmetscher, dass er eine extrem fordernde Tätigkeit ausübt, die ihm volle Konzentration abverlangt und ihn unter immensen Zeitdruck setzt. Er übersetzt zwar ausschließlich in seine Muttersprache, die er folglich fließend beherrscht und für die er das größte Sprachgefühl aufbringt. Doch er hat auch keine Zeit, einen Satz noch einmal zu überdenken oder verbessert zu formulieren, wie das bei der schriftlichen Übersetzung möglich ist, sondern muss die Übersetzung ohne großes Zögern und Überlegen flüssig aussprechen. Außerdem ist es obligatorisch, in beiden Sprachen parallel den Überblick zu behalten, da der Sprecher während der Übersetzung ja keine Pause macht, sondern weiterspricht und der Dolmetscher währenddessen bereits auf den nächsten Satz fokussiert sein muss. Simultandolmetschen gilt laut der ZEIT als der drittstressigste Job der Welt! Nach spätestens einer halben Stunde benötigen Simultandolmetscher eine Pause, in der sie von Kollegen abgelöst werden.

Doch die Arbeit eines Simultandolmetschers erfolgt nicht nur in seiner Kabine. Denn damit diese Vorgänge reibungslos ablaufen, ist ein hohes Maß an Vorbereitung notwendig. Auch ein Simultandolmetscher übersetzt nicht einfach aus dem Stegreif, was er hört. Das wäre bei solch komplexen Themen, wie sie bei Parlaments- oder ähnlichen Sitzungen behandelt werden, gar nicht möglich, da dabei ein außerordentliches Maß an Fachvokabular mobilisiert werden muss. Aus diesem Grund muss sich jeder Simultandolmetscher vor den Sitzungen in das behandelte Thema einarbeiten und sich eventuell benötigte Wörter aneignen. Doch auch ein umfangreiches Allgemeinwissen ist von großem Vorteil für diesen Beruf, da nicht nur Wort für Wort übersetzt wird, sondern jedes Wort steht in einem größeren Kontext. Dieser hat ebenfalls in der Zielsprache verständlich zu sein, weshalb er für den Dolmetscher ebenso klar sein muss.

Auch eine fundierte Ausbildung ist zwingend, um diesen schwierigen Beruf ausüben zu können. Zuerst einmal ist in den allermeisten Fällen ein Hochschulstudium als Konferenzdolmetscher unerlässlich. Dieser Studiengang wird von vielen Universitäten und Dolmetscherschulen angeboten. In diesem Studium werden das Wissen über Übersetzungstechniken erworben und praktisch angewandt, doch auch das Allgemeinwissen mit Inhalten aus Medizin, Jura und Technik erweitert und das sichere Beherrschen aller Arbeitssprachen gewährleistet. Als Abschluss des Studiums erwirbt man ein Diplom als staatlich geprüfter Dolmetscher. Nach diesem Diplom sind meistens auch etliche Jahre Berufserfahrung notwendig, bevor man über ausreichend Stressresistenz und Kenntnisse verfügt, dass man in einem derart hochkarätigen Umfeld übersetzen kann. Doch trotz aller Strapazen sind die meisten Dolmetscher mit viel Herzblut und Überzeugung bei ihrer Arbeit.

Denn Simultandolmetscher ist man freiwillig!



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