- 28. Februar 2017
- Veröffentlicht durch: admin
- Kategorien: Sprachgeschichte, Sprachwissenschaft
Es gibt so viele Orte in Deutschland, manche haben einen recht einzigartigen Namen wie Berlin oder Kiel, doch viele Ortsnamen zeigen ähnliche Endungen auf, wie -burg/-berg, -stadt/-stedt. Das legt die Vermutung nahe, dass die Ortsnamen einen Ursprung haben und es Gründe dafür gibt, dass Frankfurt so benannt wurde, oder sich die Endung -ingen in Baden-Württemberg so häuft.
Die Ortsnamen wurden leider erst spät schriftlich festgehalten, weshalb es teilweise schwieriger ist, die Entstehung der Namen zeitlich einzuordnen, doch gewisse Tendenzen haben sich dennoch ausgezeichnet. So hat man herausgefunden, dass bestimmte Endungen meist in bestimmten Zeiträumen entstanden sind. Klar ist, dass die meisten Ortsnamen sehr alt sind und entsprechend ältere Worte germanischer Herkunft enthalten. Die Bedeutung der Namen lässt sich daher nicht so leicht interpretieren. Hinzu kommt, dass sich die Namen mit der Zeit gewandelt haben, und ihre ursprüngliche Bedeutung oft kaum oder gar nicht mehr zu erkennen ist.
So sind die Ursprünge der Ortsnamen entstanden
Wenn Jemand gefragt wurde, woher er kommt, musste er etwas sagen, das dem Gegenüber verständlich macht, wo sich die Siedlung befindet. Also hat man angefangen, beschreibende Merkmale der Gegend zu nennen. Man sagte, man käme aus der Gegend mit dem „steinigen Bach“, wenn man nach der Herkunft gefragt wurde, was heute zu Steinbach wurde. In Friedrichstadt hat vermutlich Jemand namens Friedrich gelebt, der in der ganzen Gegend bekannt war. Daher lag es nahe zu sagen „Ich komme aus der Stadt des Friedrich“, oder etwas in der Art.
Die ältesten Ortsnamen haben oft einen schlichteren Namen, so wie Mainz oder Trier. Doch die meisten Ortsnamen setzen sich aus zwei Teilen zusammen: einem Grundwort (am Ende) und einem Bestimmungswort (vorne). Die Endungen der Namen leiten sich oft aus ihrer Umgebung aus, also Orte die mit -bach enden, haben oder hatten einen Bach in der Nähe, Orte mit -burg oder -berg am Ende heißen so, weil sie nahe einer Festung oder am Fuß eines Berges entstanden sind. So weit, so logisch. Doch manche Grundwörter sind nicht so leicht herleitbar, wie zum Beispiel Orte, die auf -leben/ -leve oder -werder enden. Die erste Kombination bedeutet „die Hinterlassenschaft von“ und die Endung -werder ist ein altes Wort für „Flussinsel“. Güntersleben ist nach dieser Interpretation „die Hinterlassenschaft von Günter“. Ob Günter Jemand war, der in diesem Ort geherrscht hat, ihn gegründet hat, oder eine andere Funktion hatte, wird man vermutlich nie erfahren.
Neben den Grundwörtern wurden Ortsnamen auch gerne mit Suffixen gebildet, die keine eigenständige Bedeutung haben. Die Endung -ingen ist germanischen Ursprungs und bezeichnet die Zugehörigkeit zu einer Gruppe. Diese bildet sich häufig zusammen mit einem Personennamen. Sigmaringen bedeutet dann Ort der „Leute von Sigimar“.
Bestimmungswörter beziehen sich oft auf männlichen Vornamen, so wie bei Klausdorf, aber auch auf Tiernamen, Pflanzen, Bäumen, oder sonstigen Besonderheiten der Umgebung.
Ortsnamen römischen und slawischen Ursprungs
Die Orte haben nicht nur germanische Namen, ein paar wenige haben sich noch aus der Römerzeit erhalten und haben einen lateinischen Namen, wie etwa Köln (früher Colonia) oder Koblenz (früher Confluentes).
Ebenso haben viele Orte im ostdeutschen Raum slawische Namen, die aus der Zeit stammen, in der slawische Stämme sich dort niedergelassen haben. Der Ortsname Berlin ist slawischen Ursprungs und setzt sich aus „brl“ und „in“ zusammen, was so viel wie „sumpfiger Ort“ bedeutet.
Entstehungszeit der Namen
Das Interessante bei der Deutung der Ortsnamen ist, dass die Endungen auf bestimmte Gründungsepochen hindeuten können. Das heißt, Orte mit der Endung -stedt wurden vermutlich zu einer ganz anderen Zeit gegründet als Orte mit -bach im Namen. Orte mit -koog oder -moor sind vergleichsweise ziemlich jung und beziehen sich auf die Neulandgewinnung in der Neuzeit.
Frühe Ortsnamen sind römischen und keltischen Ursprungs, aber auch frühgermanische Ortsnamen, die z.B. auf -mar enden, stammen aus der Zeit. Ab dem 4. Jahrhundert n. Chr. wurden dann fruchtbare Gegenden besiedelt, und es wurden ihnen Namen auf -ingen, -stedt und -heim gegeben. In der Zeit von 6. bis zum 8. Jahrhundert bekamen neue Siedlungen Namen auf -hausen und -dorf. Im 8. Jahrhundert begann die Rodungsperiode, in denen Wälder abgeholzt und Platz für neue Siedlungen entstand und zu der Zeit wurden die Orte weniger mit Personennamen gebildet. Als die Menschen anfingen, sich in den Mittelgebirgen anzusiedeln, wurden die Orte mit -born und -bach gebildet, da sie zu Anfang in den Tälern und Gebirgsrändern lebten. Im 10. Jahrhundert n. Chr. Wurden noch mehr Wälder gerodet und die dadurch entstandenen Orte wurden nach dem Rodungsvorgang benannt. Die Namen endeten so meist mit -rode, wie etwa Wernigerode, -reut, oder auch -brand.
Danach wurden nur wenige Orte gegründet, sondern es wurden vielmehr viele Siedlungen aufgegeben. Diese Zeit nennt man Wüstungsperiode.
Ähnlich wie die Orte mit slawischen Namen gibt es Endungen, die hauptsächlich in bestimmten Gebieten auftreten. Die Endung -ingen ist im Süddeutschen, genauer gesagt im Baden-Württembergischen Raum sehr häufig vertreten, je weiter man in den Norden kommt, desto seltener werden die Orte mit der Endung.
Erklärung bestimmter Städtenamen
Es ist jetzt Zeit, einige deutsche Beispielstädte aufzugreifen und von denen die Namensherkunft zu erklären. Stuttgart war zuvor ein Pferdegestüt, welches der Herzog Liudolf von Schwaben gegründet hatte. Daraus hat sich später auch der Name entwickelt: das mittelhochdeutsche Wort „stuotgarte“ setzt sich aus „Stuot“, welches „Herde“, oder „Gestüt“ bedeutet und „Garten“ zusammen, welches „Gehege“ bedeutet. Stuttgart bedeutet also nichts anderes als „Stutengarten“ oder „Gestüt“.
Hamburg dagegen lässt sich nicht so leicht rekonstruieren. Zwar lässt das Grundwort „-burg“ darauf schließen, dass die Stadt an einer Festung gebaut war, doch woher das Bestimmungswort „Ham-“ kommt, ist nicht ganz klar: es gibt nämlich zwei Erklärungsansätze dafür. Zum Einen könnte es aus dem mittelniederdeutschen Wort „hamme“ stammen, was so viel wie „umfriedetes Stück Weideland“ bedeutet, zum Anderen könnte es aber aus dem althochdeutschen „hamm“ kommen, was „Flussbiegung“ oder „Landzunge“ bedeutet. Letztere Erklärung ist dabei wahrscheinlicher, jedoch nicht zu hundert Prozent belegt.
Hannover besteht aus den mittelniederdeutschen Wörtern „ho, hoch“ und „over“, das „Ufer“ bedeutet. Die Bewohner Hannovers beschrieben ihren Heimatort „to dem(e) hohen over“, doch mit der Zeit fielen „to“ und „dem/(e)“ weg und aus „hohen over“ wurde „Hannover“.
Das Grundwort „furt“ aus Frankfurt ist althochdeutsch und bedeutet „Durchgang durch einen Fluss“, das Bestimmungswort „Frank“ bezieht sich auf die Franken, die die Stadt besiedelt haben.
Köln wurde 57 v. Chr. zu einer römischen Kolonie und um 50 n. Chr. benannte der römische Kaiser Claudius den Ort „Colonia Claudia Ara Agrippinensium“, woraus später nur „colonia“ übrig blieb und zu „Köln“ wurde. Köln bedeutet also „Kolonie“.
München wurde an einer Stelle gegründet, an der Mönche lebten. Tatsächlich ist die älteste Überlieferung des Stadtnamens „apud Munichen“, was „bei den Mönchen“ bedeutet. München ist insofern „die Stadt bei den Mönchen“.
Wie man sieht, ist offenbar kein Name einer Stadt, oder eines Dorfes eine Worterfindung oder dergleichen. Nein, jeder Ortsname hat einen Ursprung, der das meist auf irgendein Merkmal der Umgebung hindeutet, sei es eine geografische Gegebenheit, oder ein Hinweis auf einen ehemaligen Siedlungsanführer, wenn man nur weit genug zurück blickt in der Sprache, erkennt man die Bedeutung eines Ortsnamens.